Bei diesem Post habe ich das Gefühl, ich sollte mich vorab entschuldigen, weil ich lange nicht mehr geschrieben habe.
Sorry. Es gab von mir leider keinen Hass zu sharen, weil ich kurzzeitig dachte, ich sei verliebt. Aber keine Sorge. Die schmierige Raupe habe ich schnell wieder ausgekotzt, bevor sie zu einem Schmetterling werden konnte. Um wen es hier geht? Natürlich um Max, dem 1,98 m kleinen, leidenschaftlichen Geschichtenerzähler, der von seinem Daddy zwar den vollen Haarwuchs aber auch die Rot-Grün Schwäche geerbt hatte. Wenn er den Kopf nicht beim Fußballspielen frei bekam, nahm er den Bleistift in die Hand. Ich mochte ihn. Auch, weil er mich witzig fand.
Er: Du bist witzig.
Ich: Das ist das Schönste, was man mir sagen kann.
Er: Dann bist Du jetzt direkt verliebt?
Ich: Das kommt auf Deine Einstellung zu mintgrünen skinny Jeans an.
Er trug immer eine Dunkelblaue. Auch als wir uns das erste Mal bei der offiziellen Schnick Schnack Schnuck Weltmeisterschaft begegneten.
Leichtsinnig hatte er mich zu einem Duell in der Vorrunde rausgefordert und ich hatte ihn majestätisch besiegt.
Er: Ganz ehrlich, das war nur Glück. Da brauchst Du Dir gar nichts drauf einbilden.
Ich: Ganz ehrlich, Du bist der schlechteste Spieler der Welt.
Er: Bier?
Ich: Bier.
Für mich war das Romantik. Selbstverständlich nicht, wie sie im Buche steht, aber meiner Meinung nach so, wie sie im Buche stehen sollte. Beim Anstoßen stellten wir uns vor:
Er: Max.
Ich: Helen.
Er: Hi.
Ich: Wie gehts?
Er: Was machst Du so?
Ich: Und sonst so?
Eindeutig waren wir humorkompatibel und, wie sich später herausstellte, waren wir auch kusskompatibel.
Wir waren mittwochs im Kino gewesen und hatten uns einen Film in Originalsprache angeschaut. Während des Films musste ich so dringend pinkeln, dass mir beinahe alles abgestorben wäre und weil mich der Film eh nicht so ansprach, konnte ich ruhigen Gewissens den Saal verlassen. Wie ich da so meinem Strahl der Erlösung freien Lauf ließ, kam mir die grandiose Idee, die ich heute immer noch für grandios empfinde, flott noch eine Rauchen zu gehen. Als der Glimmstängel noch nicht ganz zu Ende gebrannt war, kam ein Schwarm von Kinobesuchern aus dem Gebäude und diskutierte angeregt den Film. Auch Max kam heraus und auch er wollte sofort ein angeregtes Gespräch über den Film führen. Doch da ich das Ende ja ganz offensichtlich verpasst hatte, wurde daraus nichts, was ihn tierisch aufregte. Er drückte mir das Popcorn mit der Käsesoße beleidigt in die Hand.
Er: Boah Helen. Was gehe ich denn bitte mit Dir ins Kino, wenn Du den Film noch nicht mal zu Ende guckst?
Ich: Entschuldigung, ich musste Lulu.
Er: Ist doch gar nicht wahr. Du hast Dir eine Kippe angemacht. Ohne das Ende gesehen zu haben, kannst Du den Film doch gar nicht beurteilen. Es war so gut und so unvorhergesehen, weil.....
Da hörte ich schon gar nicht mehr zu. Meine Gedanken schweiften ab. Dahin, dass ich diesen Mann großartig fand. Normalerweise war ich immer diejenige gewesen, die über Serien und Filme philosophiert. Doch jetzt hatte ich jemanden an meiner Seite, der ebenso viel darüber sprach wie ich. Das machte mich fröhlich. Seine wilde Gestik machte mich fröhlich. Es machte mich fröhlich, dass es mich fröhlich machte.
Ich küsste ihn. Er hörte auf zu plappern, legte den Arm um mich und wir gingen wortlos die Straße entlang.
Letzten Samstag passierte dann das unvorstellbar Peinliche. Ich sah ihn in der Stadt mit einem anderen Mädchen. Sie war süß, klein und blond. Verena, wie ich später herausfand. Verena war seine Freundin, wie ich später herausfand. So stand es zumindest bei Facebook, wie ich später herausfand. Verunsichert, mit wem er durch die Stadt laufen könnte, stalkte ich ihn nämlich auf sämtlichen Social Media Kanälen, die ich zuvor gefastet hatte. Apps vom Handy gelöscht und versucht eine Zeit lang, ohne den Online Mist auszukommen, Da es mich aber irritierte, wer dieses Mädchen war, musste ich mir mal ein Bild von seiner Präsenz im Internet machen.
Bei meinem Glück und meiner unvorstellbaren Menschenkenntnis war klar, dass ich mir jemanden aussuchte, an dem irgendetwas nicht stimmte.
In einer Beziehung mit Ve Rena.
Ja vielen Dank. Tschüss, schönes Leben noch! Lösch' meine Nummer.
Es machte mich wütend, dass er mich anlog. Es machte mich wütend, dass er eine Freundin hatte. Es machte mich wütend, dass es mich wütend machte. Dachte ich.
Was ich dann machte, war noch viel dümmer als ihm vertraut zu haben. Denn ich wollte mir noch einmal seine Freundin und ihn auf dem Profilbild anschauen. Und wie sich das so mit diesen Smartphones gehört, tippt man zweimal auf den Bildschirm. Leider begriff ich aber nicht, dass Safari anders funktioniert als die Facebook App. Anstatt es zu vergrößern, markierte ich ausversehen jemandem auf dem Bild, und zwar niemanden geringeren als mich selbst. Ich markierte mich selbst auf seinem Profilbild. Völlig unabsichtlich. Einfach so. Ohne die Möglichkeit zu haben, es rückgängig zu machen. Ja, was soll ich sagen.
Komisch, dass ich seither nichts mehr von ihm gehört habe.