Samstag, 30. November 2019

Nippelhaargedankensprung

Jeder hat einen Ex-Freund. Und jeder, der länger getrennt ist als 20 Minuten, verspürt das Gefühl, dass die Trennung einen Sinn hatte. Ich bin froh, dass ich vom rückratlosen und fimschigen Jonas getrennt bin. Dass Nick mit seinem Pseudoalkoholproblem nicht mehr an meine Pussy darf, hat auch nur Positives. Dennoch muss man sich eingestehen, dass einem selbst der verhassteste Ex-Freund mal etwas bedeutet hat. So hing ich wie eine Schildkröte an Jonas und gab alles dafür, dass Nick glücklich war.

Aber ganz ehrlich: Was verfickt nochmal habe ich heute davon? 

Beide posten auf Instagram wie glücklich sie sind. Mit ihren neuen Freundinnen machen sie aufregende Urlaube in Mexiko, wo sie sich an irgendwelchen Stränden auf die Wange küssen. Sie unternehmen romantische Besuche im Die Schöne und das Biest Musical für 102,50 €, obwohl sie mir noch 2.000 € schulden. In der Vorweihnachtszeit halten sie Händchen auf dem Weihnachtsmarkt und im Sommer prosten sie sich mit einem kühlen Getränk mit umweltbewussten Papierstrohhalmen zu. Sie sind glücklich. Beide. Das ist schön. 

Ich gönne ihnen das. Ihnen soll es gut gehen. Sie waren der Mittelpunkt meines Lebens. Nur weil sie es nicht mehr sind, wünsche ich ihnen nicht gleich Hepatitis-Aids-Krebs. Aber liebe Göttin Themis, Göttin der Gerechtigkeit und der Ordnung, könntest Du Deine Augenbinde mal eben abnehmen, Deine Pantoffel mal gegen Air Max tauschen und flux Deines Amtes walten? 
Nick und Jonas soll es gut gehen aber doch bitte ein kleines bisschen schlechter als mir. Während ich nämlich alleine im Bett liege und überlege wie ich mir am besten die Haare um die Nippel entferne, verbringen die Boys gerade mit ihren schlanken, neuen Girls, the time of their lifes. Das ist nicht gerecht! Sie sollen nicht entspannte Bootstouren machen und alle 36 Stunden ein neuen verliebtes Selfie posten. Da müssen wir wirklich etwas tun! 


Hier eine Liste an Vorschlägen, wie das Gerechtigkeits-Punkte-Konto wieder ausgeglichen sein könnte: 

- zwei Tage Regen im nächsten Urlaub 
- Weihnachtsmark macht um 20 Uhr zu, wenn sie um 20:02 ankommen 
- die neuen Freundinnen fangen wahnsinnig an zu schnarchen. Nur Mittwochs. 
- Gehirnfrost bei jedem Getränk mit Eiswürfeln 
- unscharfe Selfiekamera oder einen Pickel auf der Nase, gerne auch abwechselnd 

Würde das gehen? 



Samstag, 12. August 2017

Fick dich, Anna.

Mein Leben war schön. Ruhig. Ausgeglichen. Harmonisch. 
Und dann kam Anna. 

Zur allgemeinen Orientierung: Ich bin vor einem Monat in eine neue Wohnung gezogen. Ein Altbau im ersten Stock. Wirklich schön. Die Vermieterin sagte mir, dort würden noch zwei weitere Mädels in meinem Alter wohnen. Ich so: Jackpot. 
Anna und Aileen gründeten sofort eine WhatsApp Gruppe und luden mich dazu ein. Bis heute weiß ich nicht, woher sie meine Handy Nummer haben. 

Viele Verpflichtungen habe ich im Haus nicht. Alle drei Wochen mal die Mülltonnen rausstellen und alle drei Wochen mal den Rasen mähen. Könnte schlimmer sein. 
Allerdings ist es ungeschriebenes Gesetz, dass ich mich daran orientiere, was Anna mag und vor allem nicht mag: 

Anna mag es gar nicht, wenn man am Fenster raucht. Sie wohnt nämlich über mir und der Rauch zieht dann in ihr Schlafzimmerfenster. Das ist bei einer chronischen Nebenhöhlen Entzündung gar nicht so gut. Vor einiger Zeit hat sie selbst geraucht, aber mittlerweile verträgt sie den Geruch gar nicht mehr. Außerdem bekommt Anna die Krise, wenn Türen offen stehen. Die Haustür zum Beispiel. In der Gegend ist das auch wirklich nicht so gut. Das ist wirklich ein Dschungel da draußen. Trage ich also mein Sofa hoch, stelle ich es im Flur ab und schließe prioritär die Tür hinter mir. Das gleiche gilt auch für die Tür in meinem Kellerabteil. Unter keinen Umständen gilt dort eine Open Door Policy. Das kann Anna nämlich gar nicht vertragen. Instantly klingelt dann mein Handy, weil ich eine WhatsApp Nachricht von Ihr erhalte, dass ich bitte meine Kellertür zu schließen habe. Nicht dass sie mir das abnimmt, wenn sie die offen stehende Tür bemerkt. Ne, sie fordert mich auf, sobald ich nach Hause komme, meiner nicht erfüllten Verantwortung nachzukommen. 

Aber so pflichtbewusst und eifrig wie Anna ist, hat sie auch ihre schöpferischen Seiten. Ganz herausragend gut, kann sie Smiley malen. Vorwiegend traurige Smileys, wenn ihr der Hausflur zu schmutzig ist. Oder das Fenster im Flur Wasserflecken hat. Anna sagt, ein Putzplan für den Hausflur ist nicht notwendig. Wir Mädels sind ja nicht so unordentlich. Da kann das ja jeder nach Ermessen machen. Mein Ermessen steuert sich folglich durch Anna. Sobald ein trauriger Smiley oder der Schriftzug "Putz mich" im Hausflur auftaucht, weiß ich Bescheid, dass es meine Aufgabe ist, den Flur zu wischen. Danke. 
Verständnisvoll ist Anna auch in sehr hohem Maße. Wenn ich mal vergesse, das Licht auszuschalten, ist das gar kein Thema. Übernimmt sie wortlos für mich. Gut, eine WhatsApp Nachricht folgt dann. Aber Worte nicht. Wenn ich mal eine Party feiere, hat Anna da auch rein gar nichts dagegen. Eine Abrissparty, wie sie es nennt. Erst gestern habe ich eine solche Abrissparty veranstaltet. Mein Vater war da, um zwei Lampen aufzuhängen. Gegen diesen immensen Lärm hatte Anna gar nichts. Schrieb sie mir zumindest in einer WhatsApp Nachricht. 

Achja, ich wohne dort seit vier Wochen. Seit vier Wochen möchte ich unentwegt "Fick dich, Anna" schreien, mir in der Wohnung eine Zigarette anzünden und mit 98 Dezibel Skrillex hören. 
Ich war in den letzten vier Wochen öfter Hassjoggen als insgesamt in meinem ganzen Leben. Und ich hasse Joggen. Bloß hasse ich Anna mehr. 













Freitag, 7. Oktober 2016

Keine Pointe

Wie verknallt ich gerade bin, kann sich hier wahrscheinlich niemand vorstellen. Ist aber so. Ganz schlimm und ganz extrem. Die männliche Person hat es mir tatsächlich richtig angetan. Und das, obwohl ich nicht weiß, ob er handwerklich begabt ist. Denn was soll ich bitte mit einem Mann, der eine Hilti weniger zu schätzen weiß als ich. Tendenziell wäre das der direkte Weg auf das Abstellgleis für einen Mann, der mich umgarnt. Wenn man nicht in der Lage ist einen Nagel in die Wand zu schlagen, steckt man auch bei mir nichts rein. Ist nun einmal so. Was für andere die Haarfarbe oder das Alter ist, ist bei mir die Fähigkeit in Fliesen zu bohren oder Zement anzumischen.
Jedoch ist mir das bei der männlichen Person super egal. Es stellt sich in meinem Kopf gar nicht die Frage, ob er das kann oder nicht. Ich wende bei ihm gar keine Filter an, da er mich mit seiner eigenen Art so begeistert. Da ist es mir völlig egal, dass er einen lächerlichen Zweitnamen hat oder über ein Jahr jünger ist. Ich mag den.

Und weil er mich auch zu mögen scheint, hatten wir unser erstes Date. Wir trafen uns Sonntags morgens um halb 6 in der Stadtmitte. Ich hatte ein Sixpack Früh dabei, er sein breites Grinsen. "Lass uns einfach mal geradeaus fahren!", sagte er. Für mich war das der perfekte Plan, denn spontane Dates sind mir lieber als spießig und hübsch gemacht im fancy Restaurant zu sitzen. Hauptsache die Gespräche sind gut.

Wir wollten auf die Burg in einem kleinen mittelalterlichen Dorf. Dort parkten wir auf dem Parkplatz, rauchten und machten uns ein Bier auf. Also ich machte das Bier auf. Emanzipation und so. Die Gespräche waren lustig und ernst zugleich. Es lag diese klassische Spannung in der Luft, die einen umgibt, wenn man sich unbedingt näher kommen will aber nicht genau weiß wie.

Tja und dann war plötzlich die Batterie des Autos leer.

Für ihn war das ein riesen Abfucker, denn er musste mit dem Firmenwagen zwei Tage später auf Lehrgang fahren. Für mich war das noch perfekter als eh schon. Lachend saß ich auf dem Beifahrersitz und bekam mich gar nicht mehr ein.
Wir liefen dann eine halbe Stunde zum nächsten Bahnhof, um zu meinem Auto zu kommen. Die Sonne ging so langsam auf und das Tal war bedeckt mit Nebel. Wie ein altes Rentnerpärchen wanderten wir durch die Dörfer. Nur halt mit einem Kölsch in der Hand, morgens um 20 vor neun. Das Überbrücken funktionierte schließlich zwar nicht auf Anhieb, aber ein bisschen zubbeln und wackeln und der Motor machte endlich ein gesundes, energiegeladenes Geräusch.

Am Schluss küsste er mich. Auf den Mund. Keine Pointe.




Freitag, 30. September 2016

Date - Substantiv (das)

Es ist alles eine Frage des Geldes. Oder in meinem Fall immer nur eine Frage der Definition.
Schließlich gibt es zwischen einem "beziehungsähnlichen Konstrukt" und einer Beziehung gravierende Unterschiede.
Wie Ihr aber alle wisst, bin ich dort natürlich noch nicht angekommen mit der männlichen Person, denn bei uns lautet der Beziehungsstatus noch "es ist kompliziert". 
Der nächste Schritt in unserer kleinen Romantik Odyssee ist das erste Date. Ganz abgesehen davon, dass ich keine Ahnung habe wie man sich bei einem ersten Date adäquat verhält (ich hörte mal sollte bestenfalls nicht furzen), bin ich mir noch nicht mal sicher, wann es sich genau um ein Date handelt.
Schließlich ist auch das eine Frage der Definition. 
Angenommen ich ginge mit der männlichen Person einen Kaffee trinken, mitten am Tag, wenn es noch hell ist. Handelt es sich dann um ein Date?
Angenommen ich ginge mit der männlichen Person ein Bier trinken, am Abend, wenn es schon dunkel ist. Handelt es sich dann zwangsläufig um ein Date?
Ist ein Date überhaupt abhängig von der Getränkeauswahl? Was ist, wenn ich gar nichts trinke. Oder nur Wasser.


























Wenn ein Date aus diversen Gründen nicht erlaubt ist (nein, wir sind beide Single), wo fängt ein Date an und wo hört ein zwangloses Treffen auf?
Gibt es zwischen Männern und Frauen überhaupt zwanglose Treffen und ist es ein zwangloses Treffen, wenn einer von ihnen die ganze Zeit daran denkt, wie die andere Person wohl küssen kann? Und was ist, wenn ich schon weiß, wie die männliche Person küssen kann, ist dann Hopfen und Malz schon verloren?
Hallo Herr Wikipedia? Hilfe!


Montag, 26. September 2016

Was machste?

Nach Monate langer emotionaler Abstinenz ist es schon wieder passiert. Diese Schockverliebtheit. Diese Vernarrtheit in eine Vorstellung, die man im Kopf hat und die man all zu gerne ausleben würde. Leider ist das Problem dabei, dass immer zwei dazu gehören. In meinem Fall eine männliche Person und leider auch nun mal ich, was das ganze komplizierter macht als eigentlich nötig.
Diese männliche Person mag ich ziemlich gerne. Er ist süß und witzig. Er geht über das normale "Hi wie geht's" und "Dein Profil gefällt mir" hinaus. Das kann zum einen an seiner Person liegen, zum anderen aber auch daran, dass wir uns aus dem Reallife kennen. 
Im Club haben wir uns großartig verstanden und dann kam die Hürde der Technik plötzlich hinzu. Wir schreiben nämlich. Beim Messenger. Da liegt ja schon der erste Fehler. Aber gut, ich bin zunächst mal dankbar, Herr Zuckerberg, dass diese zauberhafte Verbindung möglich ist. 

Natürlich habe ich keinen blassen Schimmer, ob mich die männliche Person mag oder nicht. Zwar texten wir schon den ganzen Tag hin und her aber zu etwas führen scheint mir diese Schreiberei nicht. Dennoch grinse ich jedes Mal bis hinten gegen, wenn eine Nachricht von ihm kommt. Auch wenn es nur die plumpe Informationsüberbringung ist, dass er gerade ein Mettbrötchen gegessen hat. Mett ist geil, wir verstehen uns. 

Bis zu einer kleinen Frage, die mich jetzt seit 10 Minuten wahnsinnig werden lässt: "Was machste?" 

Ich dachte eigentlich, seitdem kein Mensch mehr ICQ benutzt ist diese Frage grundsätzlich ausgestorben. Aber nein. Die männliche Person haut sie einfach so raus. Abends um halb 11. Was soll man da bitte auch drauf antworten? 

Möglichkeit 1: Die Wahrheit 
Ich liege ohne Hose und ohne rasierte Beine mit einer Asipalme im Bett, esse die Chips, die schon seit einer Woche in meinem Bett liegen und überlege, ob ich nach der Party am Samstag vielleicht mal staubsaugen sollte, während ich Pokemon Go spiele, weil meine Wohnung ein Pokestop ist. - Wäre vielleicht nicht so klug. 

Möglichkeit 2: Netflix. 
Ja Netflix. Thema beendet. Was soll sich aus Netflix auch bitte für ein Gespräch entwickeln. Zwei Sätze zu dem, was ich gucke und schon zirpen wieder die Grillen. - Super! 

Möglichkeit 3: Lügen. 
Ich kann mir natürlich auch eine super coole Story ausdenken. Man ahnt es ja nicht, was ich abends um halb 11 alles zu tun habe. Nachdem ich mit Elyas M'Barek und Mariah Carey ein Bier trinken war, hab eben noch ein Stilleben fertig gemalt und mache mich jetzt mal auf zur professionellen Zahnreinigung. - Ziemlich glaubwürdig. 

Möglichkeit 4: Und sonst so? 
Schließlich habe ich mich für Möglichkeit Nummer 4 entschieden. Die Frage habe ich ganz kurz und lässig beantwortet und mich dann dem öden "Und sonst so? Was geht heute Abend?" hingegeben. Dieses Chatten habe ich wirklich drauf. 

Wenn ich Euch bei Chattschwierigkeiten helfen kann, schreibt einfach eine Mail an Helen@ICQflirtprogamer.de. Der nächste Blogpost dreht sich dann um folgendes Thema: Wie gewinne ich am besten bei Slidealama. 


Gute Nacht! 

Montag, 23. Mai 2016

May I introduce: Bonnie Pedersen

Sollte mich jemand von Euch mal beim Feiern treffen, tut es mir wahnsinnig leid, dass ich Euch direkt zu beginn anlügen werde. Denn ich stelle mich auf Partys oder im Club niemals mit meinem richtigen Namen vor. Besoffenen Menschen an der Bar kurz vor einem Gespräch über das letzte DFB Pokal Finale, das zusätzlich von lauten Bässen beschallt wird, meine Persönlichkeit zu offenbaren, unnötig. Was soll ich denen denn erzählen, dass ich Helen heiße, 24 bin, tendenziell sexuell frustriert bin, aber gerne masturbiere und mein erstes Karnevalskostüm eine Mini Maus war? Meinen Namen merkt er sich doch eh nicht.

Es fing alles mit der Diskussion an, dass Männer von erfolgreichen Frauen eingeschüchtert sind. Wenn mich zum Beispiel ein Abteilungsleiter eines Baumarktes anspricht und mich fragt, was ich beruflich mache und ich ihm beispielsweise sage, ich studiere Medizin, kommt das nicht gut an. Von Wochenende zu Wochenende wechselte ich also meine Jobs. Von Zahnarzthelferin über Friseurin zu CEO einer Internetfirma; ich hatte jede Woche eine andere Passion, die ich versuchte, glaubhaft rüber zubringen. Um ganz ehrlich zu sein, machte es mir Spaß eine Maske um mich rum zu brauen und diese mit blumigen Details auszuschmücken. Nur wenn mir eine Person wirklich gefiel, verriet ich ihr meinen richtigen Namen.
So kam es, dass ich über die Jahre ein allumfassendes Feier Ego entwickelte, welches ich Euch nun exclusiv vorstellen werde.

Mein Name ist Bonnie. Komischer Name wird der ein oder andere sagen, worauf ich antworte: "Meine Eltern haben früher viel gekifft, deshalb heiße ich so". Pedersen mit Nachnamen, weil mein Uropa aus Dänemark stammt. Damit habe ich leider nichts mehr zu tun. Aber einen Satz kann ich noch: På med vanten! Was so viel heißt wie: Ran an den Speck!
Ganz passend, weil mein asiatisches Sternzeichen auch Schwein ist. Mein deutsches Widder. Das bedeutet, ich habe im März Geburtstag. Am 22, um genau zu sein.


Beruflich habe ich mich vor 4 Jahren erst richtig gefunden, nachdem ich erst einmal ein Medizinstudium angefangen hatte, wurde mir bewusst, dass das Helfen anderer Menschen ja ganz toll ist, mich kreativ aber nicht richtig befriedigt. Deshalb lernte ich Grafik Design mit der Spezialisierung auf elektronische Medien. Als ich dann mit 24 bei einem Start-Up anfing, einem Online Shop für Mode, der zufällig durch die Decke ging, wurde ich durch eine Menge Arbeit und sehr wenig Schlaf zum Art Director des ganzen Bums. Kaffee ist seitdem mein bester Freund, ebenso mein kleiner Stressball. Er ist lila, hat ein Gesicht und drei kleine Wollfäden als Haare. Ich bin froh, dass es ihn gibt.
Wegen meines Jobs habe ich auch immer einen Block und einen Bleistift dabei, falls mir mal eine Idee kommt.
Aber genug von Arbeit.


Ich bin laktoseintolerant und allergisch gegen Nüsse. Meine kleine Schwester Lola sagte früher immer allergerisch, was ich heute gerne auch noch tue. Das ist objektiv gesehen eine echte Arschkarte. Toffifee sind nämlich tabu, genau wie Milchshakes.
Meine Lieblingsfarbe ist Blau. Aber kein krasses Blau sondern eher eine Art Taubenblau. Das mag ich, weil es nicht so aufdringlich ist. Und auch, weil die Farben Schwarz und Weiß mit reingemischt sind. Die Vorstellung finde ich ganz schön. Deshalb habe ich auch neulich meine Küche in dieser Farbe gestrichen. Viele sagen, die Wand sieht jetzt etwas dreckig und beschmutzt aus, aber ich mag den Industriestil auch.
Wenn ich ein Hobby haben muss, dann ist das Tennis. Aber nur weil ich keine Lust hab, dem Klischee zu entsprechen und als Kölner Südstädtler Golf zu spielen. Und weil man so herrlich auf den Ball dreschen kann, wenn der Tag mal wieder scheiße war.
Den Begriff "Scheiße" habe ich mir übrigens abgewöhnt. Meine beste Freundin hat nämlich vor einem Jahr ein Kind bekommen. Obwohl Leonard ganz lässig ist, musste ich mir das Fluchen in seiner Gegenwart abgewöhnen. Fand ich auch eine ganz tolle Sache.
Aber genug von mir. Wie geht's Euch denn so?



Dienstag, 10. Mai 2016

Das Stalk Disaster

Bei diesem Post habe ich das Gefühl, ich sollte mich vorab entschuldigen, weil ich lange nicht mehr geschrieben habe.
Sorry. Es gab von mir leider keinen Hass zu sharen, weil ich kurzzeitig dachte, ich sei verliebt. Aber keine Sorge. Die schmierige Raupe habe ich schnell wieder ausgekotzt, bevor sie zu einem Schmetterling werden konnte. Um wen es hier geht? Natürlich um Max, dem 1,98 m kleinen, leidenschaftlichen Geschichtenerzähler, der von seinem Daddy zwar den vollen Haarwuchs aber auch die Rot-Grün Schwäche geerbt hatte. Wenn er den Kopf nicht beim Fußballspielen frei bekam, nahm er den Bleistift in die Hand. Ich mochte ihn. Auch, weil er mich witzig fand.

Er: Du bist witzig.
Ich: Das ist das Schönste, was man mir sagen kann.
Er: Dann bist Du jetzt direkt verliebt?
Ich: Das kommt auf Deine Einstellung zu mintgrünen skinny Jeans an.

Er trug immer eine Dunkelblaue. Auch als wir uns das erste Mal bei der offiziellen Schnick Schnack Schnuck Weltmeisterschaft begegneten.
Leichtsinnig hatte er mich zu einem Duell in der Vorrunde rausgefordert und ich hatte ihn majestätisch besiegt.
Er: Ganz ehrlich, das war nur Glück. Da brauchst Du Dir gar nichts drauf einbilden.
Ich: Ganz ehrlich, Du bist der schlechteste Spieler der Welt.
Er: Bier?
Ich: Bier.

Für mich war das Romantik. Selbstverständlich nicht, wie sie im Buche steht, aber meiner Meinung nach so, wie sie im Buche stehen sollte. Beim Anstoßen stellten wir uns vor:
Er: Max.
Ich: Helen.
Er: Hi.
Ich: Wie gehts?
Er: Was machst Du so?
Ich: Und sonst so?

Eindeutig waren wir humorkompatibel und, wie sich später herausstellte, waren wir auch kusskompatibel.
Wir waren mittwochs im Kino gewesen und hatten uns einen Film in Originalsprache angeschaut. Während des Films musste ich so dringend pinkeln, dass mir beinahe alles abgestorben wäre und weil mich der Film eh nicht so ansprach, konnte ich ruhigen Gewissens den Saal verlassen. Wie ich da so meinem Strahl der Erlösung freien Lauf ließ, kam mir die grandiose Idee, die ich heute immer noch für grandios empfinde, flott noch eine Rauchen zu gehen. Als der Glimmstängel noch nicht ganz zu Ende gebrannt war, kam ein Schwarm von Kinobesuchern aus dem Gebäude und diskutierte angeregt den Film. Auch Max kam heraus und auch er wollte sofort ein angeregtes Gespräch über den Film führen. Doch da ich das Ende ja ganz offensichtlich verpasst hatte, wurde daraus nichts, was ihn tierisch aufregte. Er drückte mir das Popcorn mit der Käsesoße beleidigt in die Hand.

Er: Boah Helen. Was gehe ich denn bitte mit Dir ins Kino, wenn Du den Film noch nicht mal zu Ende guckst?
Ich: Entschuldigung, ich musste Lulu.
Er: Ist doch gar nicht wahr. Du hast Dir eine Kippe angemacht. Ohne das Ende gesehen zu haben, kannst Du den Film doch gar nicht beurteilen. Es war so gut und so unvorhergesehen, weil.....

Da hörte ich schon gar nicht mehr zu. Meine Gedanken schweiften ab. Dahin, dass ich diesen Mann großartig fand. Normalerweise war ich immer diejenige gewesen, die über Serien und Filme philosophiert. Doch jetzt hatte ich jemanden an meiner Seite, der ebenso viel darüber sprach wie ich. Das machte mich fröhlich. Seine wilde Gestik machte mich fröhlich. Es machte mich fröhlich, dass es mich fröhlich machte.
Ich küsste ihn. Er hörte auf zu plappern, legte den Arm um mich und wir gingen wortlos die Straße entlang.


Letzten Samstag passierte dann das unvorstellbar Peinliche. Ich sah ihn in der Stadt mit einem anderen Mädchen. Sie war süß, klein und blond. Verena, wie ich später herausfand. Verena war seine Freundin, wie ich später herausfand. So stand es zumindest bei Facebook, wie ich später herausfand. Verunsichert, mit wem er durch die Stadt laufen könnte, stalkte ich ihn nämlich auf sämtlichen Social Media Kanälen, die ich zuvor gefastet hatte.  Apps vom Handy gelöscht und versucht eine Zeit lang, ohne den Online Mist auszukommen, Da es mich aber irritierte, wer dieses Mädchen war, musste ich mir mal ein Bild von seiner Präsenz im Internet machen.
Bei meinem Glück und meiner unvorstellbaren Menschenkenntnis war klar, dass ich mir jemanden aussuchte, an dem irgendetwas nicht stimmte.
In einer Beziehung mit Ve Rena.
Ja vielen Dank. Tschüss, schönes Leben noch! Lösch' meine Nummer.
Es machte mich wütend, dass er mich anlog. Es machte mich wütend, dass er eine Freundin hatte. Es machte mich wütend, dass es mich wütend machte. Dachte ich.


Was ich dann machte, war noch viel dümmer als ihm vertraut zu haben. Denn ich wollte mir noch einmal seine Freundin und ihn auf dem Profilbild anschauen. Und wie sich das so mit diesen Smartphones gehört, tippt man zweimal auf den Bildschirm. Leider begriff ich aber nicht, dass Safari anders funktioniert als die Facebook App. Anstatt es zu vergrößern, markierte ich ausversehen jemandem auf dem Bild, und zwar niemanden geringeren als mich selbst. Ich markierte mich selbst auf seinem Profilbild. Völlig unabsichtlich. Einfach so. Ohne die Möglichkeit zu haben, es rückgängig zu machen. Ja, was soll ich sagen.

Komisch, dass ich seither nichts mehr von ihm gehört habe.